Brownfield vs. Greenfield: Die richtige Strategie für Ihre SAP-S/4HANA-Migration

Brownfield vs. Greenfield – Welche ist die richtige Migrationsart nach SAP S/4HANA für mein Unternehmen? Das ist die große Preisfrage bei der Wahl des richtigen Ansatzes für eine erfolgreiche S/4HANA-Migration. Schließlich bestimmt die Entscheidung über den langfristigen Erfolg Ihrer Geschäftsprozesse. In diesem Artikel widmen wir uns deshalb den beiden Hauptszenarien der Migration. Wir informieren Sie über die generellen Vor- und Nachteile des Greenfield- und Brownfield-Ansatzes und klären, welche die wichtigsten Unterschiede sind.

SAP S/4HANA erklärt

Der Greenfield-Ansatz – Was ist das?

Bei der Greenfield-Migration beginnen Sie noch einmal ganz von vorn. Die individuellen Entwicklungen, die Sie in Ihr aktuelles SAP-System integriert haben, sowie Drittanbieter-Systeme, werden in der Regel nicht übernommen. Stattdessen werden bei dieser Neu-Implementierung von SAP S/4HANA auf der sogenannten »grünen Wiese« alle bereits bestehenden Arbeitsprozesse und Abläufe überarbeitet und vereinfacht. Somit säen Sie die Samen ihres ERP S/HANA Systems auf dem Greenfield-Ansatz völlig neu aus.

Damit erhalten Sie ohne Umwege den zukunftsorientierten SAP-Standard, der durch top aktuelle technische Entwicklungen und Best Practices Ihre Prozesse stärkt und optimiert. Mit dem neuen System SAP S/4HANA sind Ihnen dann der Support und Updates nach 2027 gesichert. Modernisierungen in Ihrem ERP-System erfolgen regelmäßig, sodass große Neuinstallationen nicht mehr nötig sind.

Das sind die Greenfield-Vorteile

Der Hauptvorteil: Da Sie mit dem Greenfield- im Gegensatz zum Brownfield-Ansatz ganz von vorn beginnen, können Sie alle Vorteile, Funktionen und Standards des S/4HANA-Systems uneingeschränkt für sich nutzen. Greenfield bietet also die beste Grundlage, um auch die Standardisierung und Vereinfachung Ihrer Geschäftsprozesse voranzutreiben.

  • Altlasten und Komplexität werden abgebaut
    • Systemlandschaft wird verschlankt und standardisiert
    • Design-Probleme und Notlösungen aus der Erstimplementierung der SAP-Systeme werden behoben
    • Schnittstellen werden modernisiert – auch sämtliche Bedienoberflächen dank SAP Fiori
  • SAP-Standard für den uneingeschränkten Zugang zu Funktionserweiterungen
    • Innovationsschutz ist durch kontinuierliche Aktualisierung des Systems gegeben
    • Potenzial von SAP S/4HANA wird vollständig ausgeschöpft

Das sind die Greenfield-Nachteile

Der Hauptnachteil: Für diese Migrationsart benötigen Sie ein großzügiges Budget an Finanzen, Zeit und Geduld. Durch die vollständige Implementierung hat das Projekt eine hohe Laufzeit, an der alle Fachbereiche intensiv beteiligt sind. Das bestehende SAP ERP-System wird währenddessen parallel weiterbetrieben.

  • Migrationsprozess nimmt viel Zeit in Anspruch, durch Analysen im Vorfeld, Bereinigung und Übertragung aller Daten auf ein leeres System, Vereinfachung der Prozesse (mindestens 3 Monate)
  • Kosten der Neu-Implementierung sind höher
  • Fehleranfälligkeit und Gesamtrisiko sind erhöht, da viele unternehmenskritische Anpassungen gemacht werden müssen
  • Testing der neuen Prozesse muss im besonderen Maße erfolgen
  • Change-Management und Schulung der Mitarbeitenden erfordert eine intensivere Zuwendung

Der Brownfield-Ansatz – Was ist das?

Die Brownfield-Migration bedeutet, das neue SAP S/4HANA-System auf den bereits bestehenden Prozesse, Strukturen und Daten Ihres aktuellen ERP-System aufzubauen. Der Ansatz wird daher häufig als eine Art komplexes Systemupgrade gehandelt. Deshalb erfolgt bei Brownfield vs. Greenfield keine Neu-Implementierung, sondern eine Systemkonvertierung, bei der auch individuelle Anpassungen auf das neue SAP S/4HANA übertragen werden können. Damit bleibt Ihr System in seiner Komplexität erhalten. Die Brownfield-Migration erfolgt Stück für Stück auf Basis Ihres Altsystems, welches den nährstoffreichen Boden für Ihre Implementierung bildet.

Bei einer Brownfield-Migration von On-Premise auf die Cloud können je nach Art und Menge der spezifischen Eigenentwicklungen und der Ziel-Cloud-Umgebung Anpassungen erforderlich sein, um die Kompatibilität sicherzustellen. Dies kann Anpassungen in Ihrem Z-Code, Datenbankanpassungen und andere Konfigurationen umfassen bzw. die Rückabwicklung von Eigenentwicklungen – gerade mit einer Public Cloud als Ziel-Cloud-Umgebung, während eine Private Cloud es meistens ermöglicht, bestehende Eigenentwicklungen und Konfigurationen zu einem großen Teil beizubehalten.

Das sind die Brownfield-Vorteile

Der Hauptvorteil: Die Brownfield-Migration hat eine kürzere Projektlaufzeit als der Greenfield-Ansatz, da der konzeptionelle Aufwand geringer ist und weniger Schulungsaufwand entsteht.

  • Daten, SAP-Prozesse und Workflows, die im Laufe der Zeit gewachsen sind, können bewahrt werden
  • Migration der Fachbereiche und Komponenten erfolgt phasenweise
  • Prozesse, Abläufe und individuelle Entwicklungen können ggf. vollständig übernommen (und bei Bedarf überarbeitet) werden
  • Change Management und Schulung der Mitarbeitenden erfordert eine geringere Zuwendung
  • Kosten für die Implementierung sind ggf. geringer

Das sind die Brownfield-Nachteile

Der Hauptnachteil: Das Übernehmen der bestehenden Prozess berücksichtigt nicht die neuen S/4HANA-Funktionen, wodurch Optimierungspotenziale ungenutzt bleiben, und eventuelle Eigenentwicklungen können zukünftige S/4HANA-Release-Upgrades verkomplizieren (oder gar ausschließen).

  • Komplexität des Systems und Altlasten werden übernommen
  • Qualität der Stammdaten muss sehr hoch sein für eine erfolgreiche Migration
  • Implementierung von On-Premise auf ein cloudbasiertes SAP S/4HANA kann – je nach Ziel-Cloud und Grad der Eigenentwicklungen – leichte oder aber schwerwiegende Anpassungen erfordern
  • Wartungsaufwand ist durch häufige Bug-Fixes höher
  • Profitieren von funktionalen Weiterentwicklungen bleibt u.U. aus

Die wichtigsten Unterschiede von Brownfield vs. Greenfield im Überblick

Die Entscheidung für einen Migrationstyp stellt Entwickler und Unternehmen vor die Wahl zwischen zwei grundlegenden Herangehensweisen: Greenfield- und Brownfield-Ansatz. Um Ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen, geben wir einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Arten in Form der folgenden Tabelle.

Kriterium

Brownfield

Greenfield

AusgangspunktGeringerHöher
AufwandGeringerHöher
RisikoGeringerHöher
KostenGeringerHöher
FlexibilitätWenigerMehr
DauerWenigerMehr

Die Wahl der Migrationsmethode mit Geschäftszielen im Blick

Ob Greenfield- oder Brownfield-Ansatz: Beide haben Vor- und Nachteile, die sowohl für als auch gegen sie sprechen. Eine Entscheidung fällt Ihnen deshalb noch schwer? Dann leuchten Ihnen Ihre Geschäftsbedürfnisse den Weg zur richtigen Implementierungsart. Orientieren Sie sich deshalb an Ihren Unternehmenszielen und wie Sie diese derzeit mit SAP-Lösungen in Verbindung mit Ihrer IT-Infrastruktur erreichen können, bevor Sie sich genau festlegen. Faktoren, wie die Größe Ihres Unternehmens, die Qualität Ihrer Daten, Ihre Deployment-Möglichkeiten sollten Sie ebenfalls nicht außer Acht lassen. Für wen sich welche Migrationsart am besten eignet, haben wir Ihnen im Folgenden zusammengefasst.

Ein prismat-Berater im Gespräch

Für wen eignet sich der Greenfield-Ansatz?

Der Greenfield-Ansatz ist die Möglichkeit für einen überfälligen Neustart. Unternehmen, die SAP bereits seit vielen Jahren nutzen und komplexe Workflows sowie benutzerdefinierte Codes angesammelt haben, gestalten sich auf der »grünen Wiese« eine weniger komplexe Unternehmenslandschaft. Viele Unternehmen, die diesen Weg einschlagen, wechseln entweder von einem anderen Anbieter zu SAP oder modernisieren ihre Unternehmensprozesse durch die Implementierung von SAP S/4HANA gleich mit. Dieser Weg bietet Ihnen die Möglichkeit, veraltete Workarounds zu beseitigen und verleiht Unternehmen eine höhere Flexibilität, um zukünftige Anforderungen zu erfüllen. So schaffen Sie den Übergang von einem wartungsintensiveren, oft stark modifizierten System zu einem Standard des Software-Herstellers mit Zugang auf Funktionserweiterungen und Innovationen.

In diesen Fällen fällt die Entscheidung eher für Greenfield:

  • Wenn Ihr Ziel darin besteht, neue Innovationen voll auszuschöpfen, Ihre Geschäftsprozesse vollständig zu überarbeiten und zu modernisieren und auch Cloud-Lösungen wie SAP Ariba zu integrieren.
  • Wenn Sie Konflikte zwischen alten Anpassungen und neuen Standardfunktionen befürchten, da die technologische Entwicklung unter SAP S/4HANA voranschreitet.
  • Wenn die Ausgaben als Investition in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens betrachtet werden, einschließlich der Transformation der Kernbereiche und der Einführung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Für wen eignet sich der Brownfield-Ansatz?

Der Brownfield-Ansatz ist ideal für Kunden, die das Beste aus beiden Welten möchten: von SAP ECC auf SAP S/4HANA umsteigen und gleichzeitig ihre aktuellen Lösungen beibehalten. Dieser Weg ist besonders geeignet für Unternehmen, deren bestehende Systeme noch relativ neu sind und wenig vom SAP-Standard abweichen. Außerdem passt diese Implementierungsart am besten zu Ihrem Unternehmen, wenn Sie eine schnelle Umstellung auf SAP S/4HANA anstreben.

Ein weiterer Grund für diesen Ansatz kann sein, dass spezifische Ausprägungen gewisser Prozesse oder eigene Erweiterungen so entscheidend für das Unternehmen sind, dass spätere Mehraufwände und fehlende Innovations- und Optimierungspotenziale (zunächst) hingenommen werden müssen.

In diesen Fällen fällt die Entscheidung eher für Brownfield:

  • Wenn die IT-Umgebung im Vordergrund steht und die Ausgangs- und geplante Zielarchitektur identisch sind.
  • Wenn unternehmenskritische Lösungserweiterungen erhalten werden sollen oder zwangsläufig die gesamte Historie der Transaktionsdaten aufbewahrt werden muss.
  • Wenn Sie die Transformation ohne größere Unterbrechungen durchführen möchten.

Fazit – Was ist besser?

In der Diskussion Brownfield vs. Greenfield um eine S/4HANA-Migration wird deutlich, dass es nicht unbedingt ein Schwarz-Weiß-Entscheidungsprozess ist. Eine Strategie, die auf die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen Ihres Unternehmens zugeschnitten ist, kann der Schlüssel zum Erfolg sein. Es gibt demnach nicht die beste Strategie für alle, sondern eine Strategie, die am besten zu Ihrem Unternehmen passt.

Die Wahl zwischen den Ansätzen hängt von der aktuellen Ist-Architektur und der angestrebten Zielarchitektur des Unternehmens ab. Es ist wichtig zu beachten, dass die S/4HANA-Transformation mit einer Reihe von Herausforderungen einhergeht, die sorgfältige Planung erfordern. Die Möglichkeit, den Greenfield-Ansatz umzuwandeln und selektiv in bestimmten Bereichen eine Teilmigration vorzunehmen, kann eine praktikable Lösung sein. In seiner Reinform ist Greenfield eher eine Seltenheit. Stattdessen wählen die meisten Unternehmen den Brownfield-Ansatz oder entscheiden sich für einen Hybrid-Ansatz, der Elemente beider Ansätze kombiniert.

Für Unternehmen, die diese entscheidende Phase angehen, ist prismat ein verlässlicher Partner. Wir unterstützen die S/4HANA-Transformation und gewährleisten einen reibungslosen Übergang. Durch eine sorgfältige Analyse und Planung schließen wir die Lücke zwischen der strategischen Ausrichtung und der praktischen Umsetzung. So stellen wir sicher, dass Ihre gewählte Migrationsstrategie den individuellen Bedürfnissen und Zielen Ihres Unternehmens gerecht wird.

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