Perfektes Timing: Mit dem Just-In-Time Prinzip effizient und wettbewerbsfähig produzieren
Das Just-in-Time Prinzip zielt darauf ab, Verschwendung sowohl in der Produktion als auch in der Logistik zu minimieren und so – logisch – deren jeweilige Effizienz zu maximieren. Deshalb wird das »JIT« auch gelegentlich als »revolutionär« betitelt. Was genau dahinter steckt, was das für die Logistik bedeutet und für welche Produkte und Warenkreisläufe es geeignet ist, ist Thema dieses Blogbeitrags. Wir werden auch die Vor- und Nachteile dieser Methode beleuchten und besprechen, für wen sich die Implementierung des Just-in-Time-Verfahrens lohnt.
Wie funktioniert das Verfahren und was bedeutet Just-in-Time?
Das Just-in-Time Prinzip, auch als JIT-Verfahren oder JIT-Produktion bekannt, ist ein Ansatz in der Fertigungsindustrie, der die Effizienz und Rentabilität eines Unternehmens verbessert. Indem Waren nur dann produziert werden, wenn auch Bedarf besteht, kann Verschwendung verhindert und der Lagerbedarf minimiert werden. Die Methode wurde erstmals in den 1970er Jahren von Toyota entwickelt und hat sich seitdem in vielen Branchen weltweit verbreitet.
Die Kernidee hinter dem Konzept ist es, den gesamten Produktionsprozess so zu gestalten, dass Rohstoffe und Teile für die Herstellung nur dann geliefert werden, wenn sie benötigt werden. Die Produktion selbst erfolgt in kleineren Losgrößen, um eine Überproduktion zu vermeiden. Durch die Minimierung von Lagerbeständen sollen die Lagerkosten gesenkt und die Flexibilität des Unternehmens in puncto Lieferfähigkeit erhöht werden.
So kann das Just-In-Time Prinzip Produktionsprozesse optimieren:
- Das Unternehmen spart Geld, das sonst für die Lagerung, Wartung und Verwaltung von Inventar ausgegeben würde.
Indem Produkte nur dann hergestellt werden, wenn sie benötigt werden, werden mit JIT kürzere Durchlaufzeiten angestrebt. Dadurch wird die Zeit zwischen der Bestellung und der Auslieferung verkürzt und die Kundenzufriedenheit verbessert. - Durch die Reduzierung von Lagerbeständen wird vermieden, dass fehlerhafte Produkte lange im Lager verbleiben, was zu einer schnelleren Identifizierung von Qualitätsproblemen führt.
- Das Prinzip fördert Flexibilität in der Produktion, da die Fertigung schnell an Veränderungen in der Nachfrage angepasst werden kann. Unternehmen können sich besser auf Schwankungen in der Marktnachfrage einstellen.
- Mit der schlanken Produktion im Just-In-Time Prozess werden nur die Ressourcen genutzt, die zur Erfüllung der Kundennachfrage erforderlich sind. Somit werden Arbeitskräfte, Maschinen und andere Ressourcen effizienter genutzt.
- Durch die Ausrichtung der Produktion auf die tatsächliche Kundennachfrage werden die Bedürfnisse der Kunden besser erfüllt. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und die Kundenbindung.
Für welche Unternehmen ist JIT eine sinnvolle Lösung?
Zu Beginn sei gesagt: Nicht für alle Unternehmen ist es das passende Konzept. In Branchen, in denen die Produktion komplex ist, die Nachfrage schwer vorhersehbar ist oder die Lieferketten unsicher sind, ist die Just-In-Time Fertigung mit Risiken verbunden. Deshalb ist eine sorgfältige Analyse der spezifischen Unternehmensbedingungen und -anforderungen entscheidend, bevor diese Art der Fertigung implementiert wird. Diese Faktoren sind ein Indiz dafür, dass das Konzept für Ihr Unternehmen geeignet sein könnte:
- Wenn die Nachfrage nach den Produkten eines Unternehmens stark schwankt oder schwer vorhersehbar ist, kann es dazu beitragen, die Produktion besser an die tatsächliche Nachfrage anzupassen. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, flexibler auf Marktschwankungen zu reagieren.
- In Unternehmen mit standardisierten Produkten und einer geringen Produktkomplexität sind Prozesse einfacher und leichter steuerbar.
- Für Branchen mit intensivem Wettbewerb ist die Kosteneffizienz entscheidend. Hier trägt JIT dazu bei, Lagerkosten zu senken und die Effizienz zu steigern, was zu wettbewerbsfähigen Preisen führen kann.
- Just-In-Time zielt auf kontinuierliche Verbesserung ab. So können Qualitätsprobleme schnell identifiziert und behoben werden. Deshalb profitieren besonders Unternehmen mit hohen Qualitätsstandards von diesem Prinzip.
- In Branchen, in denen Produkte schnell veralten oder sich der Markt rasch verändert, kann die Methode Unternehmen darin unterstützen, flexibler auf neue Trends oder technologische Entwicklungen reagieren zu können.
- Unternehmen, die starke Partnerschaften mit zuverlässigen Lieferanten pflegen, können die Vorteile des Produktionsprinzips besser nutzen.
- Stabile und zuverlässige Produktionsprozesse sind nötig, um das Just-In-Time Verfahren erfolgreich zu implementieren.
Für diese Branchen ist das Just-In-Time Prinzip besonders geeignet
Die Just-in-Time Produktion ist nicht in allen Branchen oder Unternehmen gleichermaßen erfolgreich und erfordert eine sorgfältige Implementierung und Überwachung. Geeignet ist es besonders für Produkte, bei denen eine unregelmäßige Nachfrage besteht und die eine relativ kurze Produktionszeit haben. Hier sind einige Beispiele für Branchen, die von diesem Verfahren profitieren können:
Elektronik
Produkte wie Smartphones und Laptops, die sich schnell weiterentwickeln und Spitzen bei der Nachfrage haben – bspw. in Aktionszeiträumen oder im Weihnachtsgeschäft, sind gut geeignet für eine temperoräre Nutzung der Just-In-Time Produktion. Es ermöglicht den Herstellern, auf neue Technologien und Trends schnell zu reagieren.
Lebensmittel
Verderbliche Lebensmittel wie frisches Gemüse und Fleisch erfordern eine präzise Planung und Steuerung, um Verluste zu minimieren.
Kleidung
Die Modebranche ist von saisonalen Trends geprägt, weshalb es hier besonders effektiv ist, die richtige Menge an Produkten zur richtigen Zeit zu produzieren.
Automobilindustrie
In der Autoindustrie wird das Just-In-Time Prinzip seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet, um Lagerkosten zu senken und die Produktionsgeschwindigkeit zu erhöhen.
Wichtige Anforderungen des Verfahrens für Ihre Logistik
Damit das Just-In-Time-Konzept effektiv funktioniert, sind einige Grundvoraussetzungen möglich, die in die Logistikprozesse eines Unternehmens integriert sein sollten. Ein JIT-fähiges Lager zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
Lagerlayout
Das Lagerlayout sollte die optimale Bereitstellung der für die Fertigung benötigten Teile, Zutaten oder Rohlinge ermöglichen, um kurze Wege und schnellen Zugriff zu gewährleisten. Eine vielleicht selbstverständliche Eigenschaft, aber tatsächlich entscheidend ist die räumliche Nähe des Logistiklagers zur Produktion. Sobald nämlich die Nachschubprozesse aufgrund von weiten Transportwegen zu lang dauern oder Zwischenlager eingesetzt werden müssen, kann die Just-In-Time Produktion zu einer großen Herausforderung werden. Der Idealfall ist, dass sich Lager und Fertigung ein Dach teilen, um beispielsweise die Produktentnahme in der Fertigung direkt über die Fördertechnik versorgen zu können.
Automatisierung
Automatische Regalsysteme, Förderbänder und Robotik beschleunigen den Materialfluss anhand des Ware-zur-Person-Prinzips (auch »Ware-zum-Mann-Prinzip« genannt). Hierbei werden Artikel zu den Mitarbeitenden gebracht, anstatt dass die Mitarbeitende zu den Lagerorten gehen müssen. Dies minimiert Laufwege und beschleunigt die Kommissionierung, was den oben genannten Zielen entspricht. Es besteht also ein enger Zusammenhang zwischen dem Just-In-Time Verfahren und dem Ware-zur-Person-Prinzip. Besonders bei einer feinen Taktung der Produktentnahmen wird der Einsatz von Automatisierungstechnik deshalb oft als unerlässlich angesehen.
Dezentraler Wareneingang
In der Just-In-Time-Fertigung wird häufig dann ein dezentraler Wareneingang eingesetzt, wenn die Waren umgehend von der Produktion vereinnahmt werden können. Das ist bspw. der Fall, wenn die Qualitätskontrolle in der Produktion geleistet werden kann und soll. Die Notwendigkeit durchgängiger Qualitätskontrollen spricht wiederum für den Einsatz eines zentralen Wareneingangs. Letztendlich entscheidet also vor allem das benötigte Produkt über die Ausprägung vieler Logistikprozesse.
KEP-Möglichkeiten
Die oben beschriebenen Produktbeispiele sind typische Waren, die ggf. einzeln (und schnell) via KEP-Dienstleister (KEP steht für Kurier-Express-Paket) verschickt werden. Entsprechend müssen in der Versandzone nicht nur Paletten-Packplätze für hohe Bestellmengen, sondern auch KEP-Parkplätze für das Packen von Kartons versorgt werden. Für die Kommissionierung im Warenausgang heißt das, dass an den Arbeitsplätzen sowohl Einzelbestellungen direkt herausgegeben werden als auch Parallelbestellungen zu Paletten vereint werden müssen – am besten gleichzeitig, mindestens aber im Wechsel
Vorteile und Nachteile der Just-In-Time Produktion
Wird das Prinzip Ihren Produktionsansprüchen auch wirklich gerecht? Hier sind die wichtigsten Nachteile und Vorteile einmal für Sie zusammengefasst.
Vorteile von Just-in-Time:
- Kostensenkung: Die Minimierung von Lagerbeständen reduziert Lagerkosten und Kapitalbindung.
- Effizienzsteigerung: Durch die Reduzierung von Verschwendung und Überproduktion wird die Effizienz des Produktionsprozesses erhöht.
- Flexibilität: Unternehmen können sich leicht an sich ändernde Marktbedingungen anpassen.
- Qualitätsverbesserung: Die Fokussierung auf Qualität in Echtzeit führt zu weniger fehlerhaften Produkten.
Nachteile von Just-in-Time:
- Lieferkettenrisiko: Eine Unterbrechung in der Lieferkette kann zu Engpässen führen.
- Hoher Koordinationsaufwand: JIT erfordert präzise Planung und Koordination, was eine komplexe Organisation und Überwachung nach sich zieht.
- Geringe Fehlertoleranz: Fehler im Prozess können sich schnell auswirken und zu Produktionsausfällen führen.
Wie wird JIT mit SAP-Lösungen abgedeckt?
Da Just-in-Time zu komplexen Lageranforderungen führen kann, ist SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) die naheliegendere SAP-Lösung im Vergleich zu SAP Warehouse Management (SAP WM) oder SAP Stock Room Management. Zwar deckt SAP WM grundlegende Anforderungen wie Just-In-Time-Abrufe und die Just-In-Sequence-Kommissionierung ab, aber sobald Automatisierungstechnik eingesetzt wird, kommt SAP EWM aufgrund des bordeigenen Materialflusssystems, SAP EWM MFS, ins Spiel: Es unterstützt die Echtzeitverwaltung der Lagertechnik aus dem WMS heraus.
Als SAP Implementierungspartner hilft prismat bei der Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenhang mit Just-in-Time Fertigung. Wir führen eine gründliche Bedarfsanalyse durch, unterstützen bei Change-Management-Initiativen und legen eine klare Implementierungsstrategie fest. Mit maßgeschneiderte SAP-Lösungen und dem Just-In Time Grundsatz maximieren wir so die Effizienz und Wirksamkeit ihrer Produktionsprozesse.
Just-In-Time Fazit
Insgesamt kann das Just-in-Time Prinzip Unternehmen dabei helfen, ihre Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es kein Allheilmittel ist und eine sorgfältige Planung und Überwachung erfordert, um erfolgreich umgesetzt zu werden. Die Implementierung von Just-in-Time Fertigung lohnt sich vor allem dann, wenn Unternehmen:
- Produkte mit kurzen Produktionszyklen herstellen.
- In der Lage sind, ihre Lieferkette präzise zu steuern und sich auf Lieferanten verlassen können.
- Die notwendige IT-Infrastruktur besitzen, um den Produktionsprozess zu überwachen und zu steuern.
Wenn Sie mehr erfahren wollen, können wir unsere Case Study zur SAP-EWM-Einführung bei der Firma Gira empfehlen und natürlich stehen wir Ihnen selbstverständlich auch persönlich für Ihre Fragen zur Verfügung.